1982
Goldener Violinschlüssel 1982
an Abbé Bessire
Am Samstag, 25. September 1982 wurde dem unermüdlichen
Komponisten, Arrangeur und Texter aktualisierten Kirchenlied-
gutes vor geladenen Gästen aus Kultur und Politik der
Goldene Violinschlüssel überreicht.
Arnold Bessire wurde am 30. September 1922 im Dörfchen Vermes ( Jura ) geboren. Er besuchte
die Primarschule in Delémont und Le Noirmont. Nach einem weiteren 6-jährigen Studium in Frankreich
wurde er im April 1949 in Laval (Mayenne) zum Priester geweiht.
Bereits beim Knaben zeigte sich die musikalische Begabung. Ein ausgeprägtes Musikgehör liess ihn
rasch eine Melodie erfassen und wiedergeben. Noch erstaunlicher ist es, dass er ohne Vorkenntnisse
die Noten lesen konnte.
Im Keller des Pfarrhauses von Delémont entdeckte er ein altes, verstimmtes Klavier. Hier durfte er
nach Lust und Laune drauflos üben. Stundenlang sass er allein im Keller, im Winter die Bettflasche
neben sich, um die klammen Finger wieder aufzuwärmen. Nach erstaunlich kurzer Zeit war er fähig,
am Harmonium die Messe zu begleiten. Diesen Dienst versah er jahrelang, tagtäglich. Der Übergang
zum Orgelspiel bereitete ihm keine besonderen Schwierigkeiten.
Nach seiner Priesterweihe begab sich Arnold Bessire an die Musikakademie in Wien. Nach den
schweren vorhergegangenen Studienjahren folgte jetzt eine sorglosere Zeit. Er konnte sich voll
der Musik widmen. Er begann zu komponieren. Diese Zeit sollte für ihn wegweisend sein. Die
Musik erfasste ihn voll und ganz und wurde für ihn zum Kommunikationsmittel. Sie erleichterte
ihm nicht nur den Kontakt vom Priester zu den Gläubigen, sondern auch das Gespräch von
Mensch zu Mensch.
Intensiev wurde an der Handorgel geübt. Da die Handorgrl für gewisse Gelegenheiten zu laut war,
musste auch die Gitarre als Übungsinstrument herhalten. Um schneller zu Erfolg zu kommen,
entwickelte er die sog. "Bessire-Mini-Methode", die heute als Gitarren-Lehrgang erhältlich ist.
Als Abbé Bessire 1966 nach Wiedikon kam, fand er dort jenes Tätigkeitsfeld, von dem er wahrscheinlich
schonlange geträumt hatte. Kurz entschlossen gründete er einen Mädchenchor. Sowohl Sängerinnen, wie
auch Zuhörer wurden vom neuen Stil mitgerissen. Einmal auf dem vorgeschriebenen Weg liess sich
Abbé Bessire nicht mehr bremsen, auch die Kritiker mussten klein beigeben. Der Mädchenchor wuchs
und wurde zum Begriff. Er erhielt Gelegenheiten, an Hochzeiten, Gottesdiensten und anderen festlichen
Anlässen, auch ausserhalb der Region Zürich, aufzutreten.
Abbé Bessire war als Komponist, Arrangeur und Texter ausserordentlich rege. Von ihm erschien
das Büchlein "106 Negro", das eine Auflage von 250 000 Exemplaren in 9 Sprachen erfuhr.
Auch erwähnenswert sind die "50 Negro Spirituals" en français pour le Canada et la Suisse française.
Im Jahre 1975 wurde Abbé Bessire nach Kanada eingeladen. Er bekam dort Gelegenheit, seine
Folk-Songs am Radio und Fernsehen in Quebec und Montreal vorzutragen.
Eine besondere Freude erfuhren die Chormädchen aus Wiedikon, als sie an Weihnachten 1974
am Schweizer Fernsehen mit Kurt Pahlen das berühmte Lied "Die Brücke" singen durften.
Die grossartigen Erfolge, sowohl in der Pfarrgemeinde Wiedikon, wie überregional, veranlassten
Abbé Bessire seine Lieder auf Tonband zu bringen. 18 Schallplatten sind geprägt worden, dazu
kommen noch 9 Musikkassetten.
(30. September 1922; † 1. April 1999)